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Gemeinde Friesenried

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Salachblättla

Salachblättla April 2020

Alles unter Kontrolle!?

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

es fällt mir in dieser Situation nicht leicht, dieses Salachblättle und diesen Leitartikel zu schreiben. Entschuldigt bitte, aber es kann sein, dass er trotzdem ein bisschen länger wird. Auch meine Gedanken kreisen ständig um die größte Herausforderung für unser Land und unsere Gesellschaft, an die ich mich persönlich erinnere.

Die Globalisierung funktioniert!!! Nachdem die Winterruhe größtenteils ausgefallen war, bereiteten sich die meisten von uns schon auf ein Durchstarten in die neue Saison vor. Doch plötzlich ist alles ganz anders! CORONA!!! Nicht das mexikanische Bier und auch nicht das Kino in Kaufbeuren sind gemeint, sondern ein kleines Virus, das vor ein paar Wochen noch unendlich weit weg schien! Dieses Virus versetzt derzeit fast die ganze Welt in eine Schockstarre. „Gestern“ noch in China, heute schon vor unserer Haustür. So funktioniert in unserer heutigen Zeit die weltweite Vernetzung. Was im alltäglichen Online-Handel vermeintlich ein Segen ist, entpuppt sich nun als Fluch! Krisen, die früher vielleicht nur regionale Auswirkungen gehabt hätten, breiten sich nun in Windeseile weltweit aus – und auch die Schockwellen sind weltweit zu spüren. Deutlich! Schmerzhaft!

Es geht bei dieser Krise längst auch um wesentlich mehr als um eine Vielzahl von Menschenleben - so zynisch das jetzt klingt. Die rasante Ausbreitung des Corona-Virus stellt all unsere Systeme - Gesundheit, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft - auf eine extreme Probe. Und nicht jedes System hält diesem Test stand. Im Vergleich mit anderen Ländern erweisen sich unsere Systeme in Deutschland glücklicherweise noch als vergleichsweise stabil - auch weil von politischer Seite relativ früh reagiert wurde und weitreichende Maßnahmen ergriffen wurden.

Als im Januar und Februar die Berichte aus China über die Ausbreitung des Virus und die Abriegelung einer Millionenstadt in den Medien auftauchten, wurde dies bei uns noch mit ungläubigem Kopfschütteln verfolgt. Bei uns? Niemals möglich! Als wenige Wochen später ähnliche Maßnahmen in Norditalien ergriffen wurden, da wurde die Gefahr schon konkreter. Und nun, Ende März 2020: Schließung von Schulen und Kindertagesstätten, Veranstaltungs- und Versammlungsverbote, Ausgangsbeschränkungen – solche Einschränkungen kannten wir in unserer freiheitlichen Gesellschaft bisher nicht, allenfalls aus Erzählungen von Kriegszeiten.

Ob diese Einschnitte nun angemessen, überzogen oder zu knapp bemessen sind – wir wissen es nicht! Ob diese Maßnahmen zu spät kamen oder ob sie gänzlich überflüssig sind – wir wissen es nicht! Tatsache ist, dass sich dieses Virus weltweit mit atemberaubender Geschwindigkeit ausbreitet, dass viele Menschen daran sterben und dass auch unser Gesundheitssystem in Deutschland einer ungebremsten Krankheitswelle durch das Corona-Virus nicht standhalten würde. Es muss gehandelt werden und es wird gehandelt!

Das Wissen um diese Gefahr ist Verpflichtung für die politisch Verantwortlichen, auch solche unpopulären Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Dafür sind sie gewählt, Schaden vom Volk abzuwenden! Dass dieser Auftrag im politischen Alltag allzu oft in Vergessenheit gerät, das wissen wir alle. Es ist aber beruhigend, dass es zumindest in solchen Krisenzeiten möglich scheint, das unsägliche Parteiengezänk zu überwinden und gemeinsam zum Wohle des Volkes zu handeln. Jedes Land geht anders mit den Herausforderungen der Corona-Krise um. Ich persönlich bin froh, hier in Bayern und in Deutschland zu leben, wo ich den Eindruck habe, dass vernünftiges Krisenmanagement betrieben wird. Und ich habe auch den Eindruck, dass es den politisch Verantwortlichen wirklich um das Wohl der Allgemeinheit geht und nicht um Selbstdarstellung. Gegenbeispiele hierzu gibt es momentan weltweit zur Genüge. Die Namen können Sie sich denken…

Doch nun zurück zur Frage ganz vom Anfang: Alles unter Kontrolle? Ganz klar, nein! Wir meinen zwar, alles unter Kontrolle zu haben bzw. wir hätten gerne alles unter Kontrolle. Das ist unser Anspruch in der heutigen Zeit, Unsicherheiten und Unwägbarkeiten sind nicht hinnehmbar. Aber die Natur zeigt uns gerade ganz deutlich die Grenzen unserer Kontrollmöglichkeiten auf. Deshalb wird momentan mit viel Geld versucht, die Folgen des Kontrollverlustes bestmöglich einzudämmen. Doch niemand kann heute sagen, wie lange diese Krise andauern wird, wie lange die Einschränkungen für die Bevölkerung aufrecht erhalten werden müssen und welche wirtschaftlichen Auswirkungen kurz-, mittel- und langfristig entstehen. Wir sollten aber nicht davon ausgehen, dass sich in ein paar Wochen alles wieder in Luft aufgelöst hat. Und wir dürfen auch nicht davon ausgehen, dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt und dass jede Firma die Krise übersteht - allen Rettungsschirmen und Rettungspaketen zum Trotz. So viel Ehrlichkeit muss sein. Wir denken bei den Ausgangsbeschränkungen momentan in erster Linie an Bayern und an Deutschland, aber wirtschaftlich befinden wir uns nun mal im europäischen und weltweiten Verbund. Wenn es vielleicht auch bei uns vor Ort wieder funktionieren würde, wenn aber die Lieferkette von und zu den europäischen Nachbarn unterbrochen ist, dann steht auch unser System still. Diese Import- und Exportabhängigkeit ist in guten Zeiten kein Problem, offenbart aber nun gnadenlos ihre Schwächen.

Kritische Stimmen fragen in diesen Tagen immer wieder, ob wir gerade unsere Freiheitsrechte abschaffen. Es taucht die Frage auf, was denn nun wichtiger sei, Sicherheit oder Freiheit. Diese Frage ist so nicht zu beantworten, denn ich kann das Eine nicht gegen das Andere aufrechnen. Wenn aber das Wohl und die Sicherheit von vielen auf dem Spiel stehen, dann muss die Freiheit des Einzelnen zurückstehen – auch wenn das manchem „mündigen Bürger“ schwer zu vermitteln ist. Dass sich diese Mündigkeit leider oft darin erschöpft, die persönlichen Freiheiten auszuleben, das ist auch eine Lehre aus diesen turbulenten Wochen. Die Empfehlungen zur Eindämmung des Corona-Virus wurden vielfach ignoriert, so dass in letzter Konsequenz nur der Schritt zu den Ausgangsbeschränkungen blieb. „Feiern bis die Ausgangsperre kommt“ war wohl das Motto. Das unvernünftige Verhalten von Wenigen verursacht letztlich Einschränkungen für alle. Was ist jetzt wichtiger?

Zugegeben, das waren jetzt die Negativbeispiele. Ich will mich aber an dieser Stelle auch bei allen bedanken, die sich vernünftig und verantwortungsbewusst verhalten. Ich bedanke mich bei denen, die die Ausgangsbeschränkungen befolgen, die gezwungenermaßen ihre sozialen Kontakte reduzieren und die im Umgang mit ihren Mitmenschen die nötige Vorsicht und Distanz wahren. Es ist unnatürlich, es ist schmerzhaft und es kostet viel Überwindung, mit guten Bekannten und Freunden plötzlich nur noch auf Abstand zu kommunizieren und auf einen Händedruck oder eine Umarmung zu verzichten. Aber es ist zum gegenseitigen Schutz notwendig!

Ich bedanke mich bei allen, die nun unter großem Aufwand daheim die Kinderbetreuung stemmen und gleichzeitig Home-Office machen müssen. Ich bedanke mich bei unseren Lehrern und auch den Eltern, die trotz Schulschließung versuchen müssen, den Schülern die Lerninhalte zu vermitteln. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die häusliche EDV den neuen Anforderungen nicht immer genügt - ich hoffe, Sie verzweifeln nicht daran. Ich danke auch allen, die nicht im geschützten Umfeld daheim arbeiten können, sondern draußen unsere Infrastruktur am Laufen halten - in allen möglichen Branchen. Ich hoffe sehr, dass die Einschränkungen bald wieder gelockert werden können, wir sollten uns aber darauf einstellen, dass wir über längere Zeit mit der Gefahr durch das Virus leben müssen, bis wirksame medizinische Mittel dagegen zur Verfügung stehen. Insofern gilt auch bei einer Lockerung der Verbote: Bleiben Sie weiterhin vorsichtig und beachten Sie die Ratschläge zur Vermeidung von Infektionen.

Mein Mitgefühl gilt heute auch allen, die in dieser Zeit einen Todesfall im Familien- oder Freundeskreis zu beklagen haben. Die derzeitigen Einschränkungen lassen leider nicht mal eine angemessene Verabschiedung und Beerdigung zu. Auch eine spätere Trauerfeier kann diese Phase der Trauer und des Abschiednehmens niemals ersetzen. Es tut mir aufrichtig leid, aber auch hier müssen die Einschränkungen zwingend eingehalten werden.

Die Einschränkungen durch die Corona-Krise bedeuten eine große Herausforderung für jeden von uns, für jede Familie und für unsere Dorfgemeinschaft. Sind wir nur eine Ansammlung von Individualisten oder sind wir eine Gemeinschaft? Nicht jeder muss sich mit jedem prima verstehen, aber wenn’s drauf ankommt, müssen wir zusammenhalten und uns gegenseitig helfen und beistehen. Das Wort „Achtsamkeit“ ist gerade groß in Mode. Ich würde das einfach ins Allgäuerische übersetzen. Gebt bitte Obacht auf Euch, gebt Obacht auf Eure Familie, gebt Obacht auf Eure Mitmenschen! Das bedeutet einmal, Euch durch Euer Verhalten gegenseitig vor einer Infektion zu schützen. Wenn wir dadurch eine Infektion, eine Erkrankung und vielleicht ein Corona-Opfer verhindern können, dann ist es das wert! Und es bedeutet weiterhin, darauf zu achten, wie es den Menschen in Eurer Umgebung geht, ob sie Hilfe oder Zuspruch brauchen. Gerade die Schwachen und Einsamen brauchen jetzt unseren Beistand. Gemeinsam können und werden wir diese Herausforderung meistern!

Ich wünsche Euch allen viel Mut und Zuversicht, damit wir diese Krise gemeinsam durchstehen. Bleibt bitte gesund – körperlich und seelisch! Ich freue mich auf ein Wiedersehen!

Euer Bürgermeister Bernhard Huber

PS: Vielen Dank noch für die Wiederwahl und den großen Vertrauensvorschuss (auch wenn das momentan Nebensache ist).

Inhalte des Salachblättle April 2020:

  • Dank an die Helfer
  • Coronavirus - Folgen für das Gemeindeleben
  • Kommunalwahl 2020
  • Radweg nach Kaufbeuren
  • Querungshilfe in der Hauptstraße
  • Wasserversorgung in Friesenried
  • Wasserversorgung Blöcktach
  • Breitbandausbau Friesenried II
  • Hochwasserabfluss Friesenried-Süd
  • Hinter dem Weiler
  • In Kürze - Aus dem Gemeinderat
  • Wir machen weiter!
  • Zur Erinnerung
  • Kleine Baumeister
  • Fasching
  • 13. Ferienfreizeit
  • Energieberatung eza!
  • Ausbildung Seniorenbegleiter/in
  • News aus der Schule
  • News Schützenverein Diana
  • Singen macht Spaß
  • News TSV Friesenried
  • News Musikkapelle Friesenried
  • News Freiwillige Feuerwehr Friesenried
  • News Freiwillige Feuerwehr Blöcktach
  • News Faschingsfreunde Friesenried
  • Dorffest
  • News Dorfentwicklungsverein Friesenried
  • Vor 100 Jahren
  • 6. Friesenrieder Pflanzenbörse
  • News Partnerschaftsverein Friesenried-North Walsham
  • Veranstaltungen April - Juli

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